Straßenbahn

Wann gab es in Mühlhausen eine Straßenbahn?

Die Mühlhäuser Straßenbahn entstand 1898 und stellte den Fahrbetrieb 1969 ein.

Straßenbahnen fuhren also rund 70 Jahre durch die Stadt.

Streckenverlauf und Straßenbahndepot:

Es gab zwei Straßenbahn-Hauptlinien: Die eine fuhr vom Bahnhof über den Steinweg durch die „Oberstadt“ zur Aue. Die andere fuhr durch die „Unterstadt“ bis zum „Weißen Haus“ im Stadtwald. Mit Abzweiger nach Pfafferode und Gerätebau (bis 1945). Mit der Straßenbahn waren sechs Waldgaststätten – Peterhof, Waldfrieden, Waldschlösschen, Prinzenhaus, Kurhaus alt und Kurhaus neu –  zu erreichen.

Das Straßenbahndepot war „An der Aue“. (Das erste Straßenbahndepot war „Am Bastmarkt“, bevor eine Vergrößerung notwendig wurde.)

Wissenswertes zur Straßenbahn-Fahrt:

Die Straßenbahn war ein sehr wichtiges Transportmittel im städtischen Nahverkehr.
Neben den Personen wurden teilweise sogar Kohle und Lebensmittel, insbesondere zur Versorgung von Pfafferode, transportiert.

Sehr typisch für Mühlhausen war, dass es aufgrund der engen Kurven im Stadtgebiet nur kleine Straßenbahnwagen gab, die hier fahren konnten.

Die Straßenbahn war ein sehr pünktliches Verkehrsmittel. Sie ist täglich, in den Hauptzeiten im Viertelstunden-Takt, gefahren.
Manchmal gab es auf besondere Anfrage nächtliche Sonderfahrten, die gegen Bezahlung über den Normaltarif Heimwege deutlich erleichterten.

Die Straßenbahn zu DDR-Zeiten:

Die Straßenbahn war ein eigener Betrieb mit etwa 50 Arbeitern (Fahrer, Kassierer, usw.).

Eine normale Fahrt kostete seinerzeit 15 Pfennige.

Für die gesamte Strecke vom Bahnhof bis zum „Weißen Haus“ wurde ein Fahrpreis von 30 Pfennigen verlangt; dabei lag die Zahlgrenze an der Aue.

Was wurde aus den Straßenbahnen nach 1969?

Ende der 60er Jahre wurde die Straßenbahn abgeschafft und als Verkehrsmittel durch Busse ersetzt.

Mit den Bussen war es – im Gegensatz zur Straßenbahn – möglich, den stetig steigenden Fahrgastzahlen gerecht zu werden, die engen schmalen Straßen zu bedienen und noch wesentlich mehr Haltestellen und Gebiete abzudecken.

Nach Auflösung des Straßenbahnbetriebs wurde das gesamte Netz entfernt, d.h. Straßenbahn-Schienen und Oberleitungen wurden komplett zurückgebaut. Daher ist heute im gesamten Stadtgebiet nichts mehr vom einstigen Straßenbahnbetrieb zu sehen.

Die einzelnen Straßenbahnwagen wurden für 100 Mark an Interessierte und Liebhaber verkauft. Sie erfuhren fortan in verschiedenen Gärten eine Neunutzung als „Gartenlaube“. Die meisten wurden im Laufe der Zeit durch den Bau von Gartenhäusern ersetzt und vermutlich Stück für Stück verschrottet.

Was wurde aus den Straßenbahnen nach 1990?

In den 90er Jahren erfolgte die Sicherstellung des letzten bekannten Straßenbahnwagens. Dieser stand im Privatbesitz und wurde seit 1969 als „Straßenbahn-Gartenlaube“ genutzt.

Dieser Straßenbahnwagen konnte vom Verein zur Förderung handwerklicher Traditionen mit Hilfe des hessischen Technischen Hilfswerks geborgen und in den ehemaligen Lokschuppen am Wendewehr gebracht werden.

Heute kann gesagt werden, dass diese Straßenbahn aufgrund einer ABM-Maßnahme (Arbeits-Beschaffungs-Maßnahme) „am Leben geblieben“ ist. So war es möglich, die Straßenbahn umfangreich und aufwändig zu restaurieren. Sie wurde ursprünglich, mit zwei weiteren Bahnen, im Jahr 1929 in Mühlhausen gebaut und macht seitdem einen wahrlich „guten Eindruck“.

Führungen und Tag des Denkmals:

Herr Cramer bietet auf Anfrage Führungen im Lokschuppen an. Aktuell werden ca. 5 Führungen pro Jahr durchgeführt.

Mit großer Freude wird zu solchen Events stets an der Straßenbahn-Glocke gebimmelt. Früher wurde sie eingesetzt, um Tiere und Menschen aus den Gleisen zu vertreiben.

Ein Höhepunkt im Jahr ist der Tag des Denkmals. Zur Besichtigung wird die ansich betriebsfähige Straßenbahn aus dem Lokschuppen heraus geschoben bzw. gezogen. Mangels fehlendem Schienen- und Oberleitungs-Stroms handelt es sich jedoch nur um einen simulierten Betrieb, die Straßenbahn fährt nicht mehr aus „eigener Kraft“.

Die Ausstellung in Anrode kann ebenfalls am Tag des Denkmals, zu Veranstaltungen im Kloster Anrode und auf Anfrage besucht werden.

Vision Straßenbahn:

Manche Bürger der Stadt Mühlhausen wünschen sich die Straßenbahn als Verkehrsmittel zurück. Aufgrund der vielen schmalen Straßen mit engen Kurven und der inzwischen mehrfach zu querenden Bundesstraßen bis zum Bahnhof wird dies jedoch aufgrund des Genehmigungsverfahrens als schwierig eingestuft.

Großes Interesse besteht vor allem an der Linienführung „Bahnhof-Stadtzentrum/Steinweg-Schwanenteich-Stadtwald“. In der Vergangenheit gab es bereits zwei „Ideenbörsen“ im Lokschuppen mit vielen Besuchern und zahlreichen eingebrachten Vorschlägen. So ist auch eine autark fahrende Kabine eine Option. Neben den Einheimischen könnte auch die Tourismusbranche von der Umsetzung eines Projektes dieser Art profitieren.